Azoren

Es sind die schmucken Häuschen und die mit Lavasteinen gebauten Kirchen, welche uns bereits vom Schiff aus auffallen. Die Unmengen an Hortensienbüschen welche die Strassenränder säumen, werden wir ebenso in bester Erinnerung behalten, wie die atemberaubende Landschaft.

Doch auf welchem wunderbaren Fleckchen Erde befinden wir uns eigentlich?

Faial ist die fünftgrösste Insel der Azoren, gehört zu Portugal und ist vulkanischen Ursprungs. Wir laufen in den Hafen des Hauptortes Horta ein, während uns die beiden Crews der Svea und der Marlene freudig entgegen winken. Alle scheinen erleichtert darüber, die lange Überfahrt einigermassen schadlos überstanden zu haben. Nach 15 Tagen, 11 Stunden und über 1900 Seemeilen sind wir glücklich darüber, wieder festen, europäischen Boden unter den Füssen zu haben. Die warme Süsswasserdusche begeistert uns genauso, wie die Benutzung der Toilette. Schliesslich konnten wir unsere Geschäfte während zweier Wochen kaum je mit dieser Bequemlichkeit erledigen. Das Gleichgewichtstraining fällt nun ebenso weg, wie das anschliessende Gepumpe – ein wahrer Luxus.

Den Abend geniessen wir gemeinsam mit der Svea- und Marlene Crew bei einem leckeren Abendessen in einem Restaurant. Währenddessen werden natürlich die vergangenen Erlebnisse rege ausgetauscht.

Um die Insel zu erkunden mieten wir  gemeinsam mit Frauke und Chrigi von der Svea gegen Ende der Woche einen Minibus. Der Weg führt uns durch dichte Wälder, vorbei an unzähligen Hortensienhecken auf grüne Wiesen. Kühe muhen uns entgegen, als wir einen der zahllosen Miradouro-Stopps (Aussichtspunkt) einlegen. Gekonnt weichen wir den sogenannten Alpenpizzen, im Hochdeutschen auch Kuhfladen genannt, beim Aussteigen aus dem Auto aus. Nicht nur die Aussicht ist atemberaubend, auch die Luft riecht  herrlich. Nach Frühling und nach Alp, halt..

Wir geniessen den Ausflug, blicken beim höchsten Punkt der Insel in einen 500m tiefen Krater und entdecken die karge Landschaft im Westen. Hier hat vor 60 Jahren die Erde gebebt und heftige Unterwassereruptionen vergrösserten Faial über mehrere Monate um satte 2.4 km2.

Hätten wir bloss etwas mehr Zeit um wandern zu gehen. Vor der Weiterreise haben wir jedoch noch eine wichtige Mission zu erledigen.

Denn eine Tradition sieht es vor, dass sich Segler aus aller Welt nach erfolgreicher Atlantiküberquerung an der Hafenmole von Horta verewigen. So zieren unzählige bunte Gemälde, ja gar Kunstwerke, die sonst so triste Mauer. Abergläubisch wie wir sind, wollen auch wir uns bei Neptun bedanken und uns für die Weiterfahrt vor möglichem Unheil schützen. Mit Rolle und Pinsel gehts einem lieblos gestaltenen Graffiti an den Kragen. Einige Stunden später strahlt den gwundrigen Touristen ein neues Gemälde entgegen. Klein BunaLuna ist verewigt und mit ihr auch wir.

In einer Tagesetappe segeln wir das Schiff von Faial nach São Miguel, auf die Hauptinsel der Azoren. Ponta Delgada ist die Hauptstadt der Inselgruppe und zugleich der Ausgangspunkt unserer Ausflüge. Mit dem Stadtflitzer gehts hoch hinaus. Beim Aussichtspunkt „Visto do Rei“ glubschen wir abermals in einen der vielen Krater. Das Besondere hierbei soll der Blick auf den „Lagoa de Sete Cidades“, den See der sieben Städte sein. Aufgrund schlechter Wetterbedingungen bietet sich uns allerdings wahrlich kein besonderer Anblick. Dass der Nebel und die Wolken, welche am Berg hängen bleiben den Touristen die Urlaubsbilder vermiesen, scheint hier jedoch ein Alltagsproblemchen zu sein.

Also üben wir uns in Geduld. Zu viert sitzen wir im Mietauto, beobachten mit Vorliebe die viel zu knapp bekleideten Touristinnen und hoffen auf Sonnenschein. Nach einer etwa 20-minütigen Zwangspause öffnet sich der Himmel über uns. Zum Vorschein kommt ein grünlich schimmernder See, der aus zwei Teilen besteht und über den eine Strassenbrücke führt.

Tags darauf fahren wir nach Furnas. Der Ort ist bekannt für die heissen Dampf- und Thermalquellen. Kaum ist die Autotüre geöffnet, riecht es auch schon nach faulen Eiern. Der Geruch nach Schwefel – einfach unverkennbar. Hier lassen wir das tiefe Einatmen besser bleiben, ansonsten würde sich wohl schlagartig ein störender Würgereflex einschalten. Es zischt, brodelt und stinkt. Das kochende Wasser aus den Erdlöchern wird in Furnas zur Zubereitung portugiesischer Speisen genutzt. Vergraben in der Erde wird das traditionelle Essen über mehrere Stunden gegart, ehe es den hungrigen Besuchern in einem Restaurant serviert wird. Wir verzichten jedoch auf den Gaumenschmaus und machen uns auf zu den warmen Thermalquellen.

Angesichts des bräunlich, trüben Wassers, lassen wir die Entspannungskur sausen und brausen stattdessen zurück nach Ponta Delgada.

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