Wie kleine Kinder sitzen wir auf den Stühlen. Andrés, unser Lehrer, steht vor dem Whiteboard und erklärt gerade eine weitere Vergangenheitsform. Ich versuche mich von der wunderschönen Umgebung des „Klassenzimmers“ nicht ablenken zu lassen. Dabei hilft die schöne Aussicht über den See, die Hunde und Katzen die durch den Garten streifen und die Tatsache, dass ich schon jahrelang nicht mehr in der Schule gesessen bin, reichlich wenig.
Tage zuvor entschieden wir uns doch noch eine Spanischschule zu besuchen. Obwohl wir die gängigsten Sätze längst auswendig können, wollen wir mehr lernen. Ausserdem wirkt ein solcher Aufenthalt mit einem geregelten Tagesablauf dem aufkommenden Reisekoller entgegen. San Pedro la Laguna, unser ausgewählter Ort, liegt auf der anderen Seite des Sees am Fusse des gleichnamigen Vulkans „San Pedro“. Es gilt als einstiges Hippiedorf, welches sich unterdessen einen Namen als Zentrum für Sprachschulen gemacht hat. Nun reihen sich entlang des Sees nebst Spanischschulen vor allem Bars, Restaurants und Tourismusbüros. Bei der zur Verfügung stehenden Anzahl der Schulen sind wir froh, dass wir uns bereits vorher für eine entschieden haben: Der San Pedro Spanish School – die just in dieser Woche ihr 20-jähriges Jubiläum feiert und damit auch die älteste Schule im ganzen Ort ist.
Täglich sitzen wir vier Stunden in der Schule und konjugieren Verben deren Übersetzung wir nicht kennen, in Zeitformen die wir nicht wirklich beherrschen. Andrés meint nach einem kurzen Gespräch, dass wir keine Anfänger mehr seien und überspringt sogleich die Gegenwartsform. Ein Kompliment, dass auch seine Schattenseiten hat, denn wir stolpern bei den interessanten Gesprächen über Politik, Alltäglichem oder der guatemaltekischen Kultur immer wieder über den fehlenden Wortschatz und das fehlende Grundwissen. Dies heisst aber nicht, dass die Zeit nicht wie im Flug vergeht. Kaum in der Schule angekommen, machen wir uns mit Linda, einer Mitbewohnerin, bereits wieder auf den Heimweg. Auch sie hat den ersten Tag gut überstanden. So diskutieren wir auf dem ganzen Weg und versuchen dabei den Tuc-Tucs, Motorrädern oder dem Hundekot so gut als möglich auszuweichen.
Kaum Zuhause werden wir von unserer Gastfamilie erwartet. Das Mittagessen steht bereits auf dem Tisch und unsere „Eltern auf Zeit“ wollen alles wissen. Man bemerkt rasch, dass sich Magdalena und Jeremías Gäste gewohnt sind. Interessiert, geduldig und unserem Spanisch angepasst, quetschen sie uns aus – und wir schlagen uns, glaube ich zumindest, ganz gut. Die Spanischstunden haben ihre Spuren hinterlassen. Wir verstehen viel, sind aber mittlerweile auch ziemlich müde. Ein kleiner Nachmittagsschlaf scheint die einzige vernünftige Lösung zu sein, bevor es an die Hausaufgaben geht. Für einen leckeren Joghurtdrink mit schöner Aussicht über den See reicht es am späteren Nachmittag jeweils dennoch. Nicht selten werden wir dabei von Linda begleitet, manchmal auch von Franziska, einer anderen Mitbewohnerin. Zusammen mit Adam, einem witzigen Engländer verbringen wir viele unterhaltsame Stunden. Unser Zimmer mit Seesicht wird derweil zum Treffpunkt. Oft sitzen alle gemeinsam bei uns im Raum.
Wir lernen nicht nur etliche verschiedene Zeitformen oder erweitern unseren Wortschatz im Spanischen, es reicht auch für einen Mini-Crashkurs in der lokalen Sprache „Tz’utujil“. Sie ist eine von 22 verschiedenen Mayasprachen welche in Guatemala gesprochen wird. In diesen existieren so viele lokale Unterschiede, dass selbst ein Gast aus dem nächsten Dorf mit seiner Aussprache des Tz’utujils entlarvt wird. Die Sprache variiert genauso, wie die traditionelle Kleidung in jedem Dorf. Das Wissen über die Kultur Guatemalas wächst derweil schneller, als unser Spanischkönnen. Dennoch reicht es aus, um einen Guatemalteken verstummen zu lassen, der einen unglaubhaft hohen Eintrittspreis für einen Aussichtspunkt verlangt.
Nach acht Tagen Intensivkurs haben wir zwar nicht das Gefühl, wahnsinnige Fortschritte gemacht zu haben, doch wir verstehen viel mehr und sprechen flüssiger. Und wir haben Freunde gefunden, welche wir bestimmt nicht zum letzten Mal in unserem Leben gesehen haben.
2 Antworten
Hola amigos!
Me alegra mucho que hayan tenido una gran experiencia en Guatemala, específicamente en San Pedro y en nuestra escuela.
Muchos saludos y ojalá algún día podamos encontrarnos y compartir más experiencias.
¡Haola! …there „Hippies“ …. Yes welcome back to „escuela“
…ein Zukunftstraum von mir… die spanische Sprache in dieser Art, wie ihr das momentan lebt, irgendwann dann auch mal zu machen.
Guatemala sieht fruchtbar, bunt und einladend aus.
… ich denke eine Reiseziel, dass man sich vormerken kann!
Also geniesst „maravillosa guatemala“ & profitiert schön beim spanisch lernen.
„Buenos tiempos!“ …Adios!