Bunte Häuser, Tolteken und warme Quellen

Anfang des 19. Jahrhunderts galt Guanajuato nach Havanna und Mexiko City als die drittgrösste Stadt der westlichen Hemisphäre. Aufgrund der Topologie ist die Grösse der Stadt jedoch nicht sofort ersichtlich. Wagt man sich jedoch auf einen Abstecher in die verwinkelten, gepflasterten Gassen und Gässchen, bemerkt man sofort, wieviele bunte Häuser sich hier aneinander reihen. So viel Farbe kann einen nur glücklich stimmen und so entscheiden wir uns bereits kurz nach der Ankunft den Aufenthalt um eine weitere Nacht zu verlängern.

Die Silberstadt Guanajuato lässt seinen ganzen Charme spielen und erobert innert Kürze unsere Herzen. Wir lassen uns treiben und verlaufen uns mit vollster Absicht. Die Tatsache, dass die Stadt auf mehreren Ebenen erbaut wurde trägt dazu bei, dass wir jeden Tag ein neues Gässchen oder einen anderen Tunnel begehen. Wir steigen Treppen hinauf und herab bis sich die Oberschenkelmuskulatur zu Wort meldet und witzeln darüber wie ein Umzug hier wohl aussehen mag.

Auf heranbrausende Autos müssen wir selten achten, denn der Grossteil der Stadt ist autofrei. So gilt unsere Aufmerksamkeit nebst den bunten Fassaden und kolonialen Gebäuden auch den Hinterlassenschaften der streunenden Hunde. Wäre ja echt scheisse..

Auf Museumsbesuche verzichten wir, denn mittlerweile reisen wir etwas anders. Wie bereits in Tequila sitzen wir wie ein altes Ehepärchen auf einem Bänkchen und beobachten die Menschen. Das klingt möglicherweise etwas langweilig, kann jedoch genauso lehrreich, sicher aber amüsanter und vielleicht auch etwas unterhaltsamer sein, als ein Besuch im Museum. Mögen die erschöpften Beine wieder etwas, wagen wir uns auch in den Untergrund der Stadt. Ein Tunnelnetz, dass die Stadt vor Überschwemmungen bewahren sollte, wird mittlerweile als Strassennetz genutzt. Was uns bei der Ankunft etwas seltsam erschien, ist daher nichts Ungewöhnliches: Bushaltstellen in Tunnels gehören in Guanajuato einfach dazu.

Es ist bereits dunkel als wir in Tula de Allende eintreffen. Die Stadt hat wohl nicht viel mehr zu bieten als Industrie, könnte man meinen. Es stinkt nach Schwefel und Kloake. Kaum zu glauben, dass dieser Ort einst der wichtigste in ganz Zentralmexiko war. Tula gilt als das kulturelle Zentrum der Tolteken, welche zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert nach Christus hier lebten. Wir wollen sehen, was davon noch übrig geblieben ist und besuchen die archäologischen Stätte.

Die 30 Meter hohe Morgensternpyramide zieht unsere gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Auf deren Oberfläche befinden sich mehrere toltekische Krieger in Übergrösse. Annahmen zufolge dienten diese Steinmonumente als Stützpfeiler des Daches. Hätte ich einen Garten und wäre ich so stark wie Pippi Langstrumpf, wäre einer der Männer wohl Dekoration – oder Abschreckung. Da ich aber nicht mal ein Zuhause habe, steht in Tula noch jeder Stein an seinem Platz. Dass wir hier oben stehen dürfen ist übrigens alles andere als selbstverständlich. Da kein königliches Blut in unseren Adern fliesst, haben wir hier eigentlich nichts zu suchen. Zur Zeit der Tolteken galt diese Pyramide nämlich als heilig und war lediglich den Königen und Prinzessinnen vorbehalten.

Unser nächstes Ziel sind die „Grutas de Tolantongo“. Nur wissen wir nicht ganz genau, wie wir von Tula nach Ixmiquilpan reisen können. Das Internet ist keine grosse Hilfe und auch die Antworten der Angestellten beim Busterminal sind nur mässig hilfreich. So steigen wir, mutig wie wir sind, in einen Bus der zumindest annähernd in die gewünschte Richtung fährt.
Die ganzen Gedanken waren jedoch reine Zeitverschwendung! Wir steigen zwei Mal um und erreichen absolut stressfrei den Minibusbahnhof von Ixmiquilpan. Hier wartet der Bus nach Tolantongo bereits. Nach einer etwa 1.5-stündigen Fahrt erblicken wir den etwas unnatürlich gefärbten Fluss Tolantongo. Es sind jedoch Mineralien welche für die trübe, türkise Farbe verantwortlich sind. Wir verbringen die nächsten drei Tage zeltend am Rande dieses Flusses. Ab und an geniessen wir seine 34 Grad warme Wassertemperatur oder plantschen in einer der nahegelegenen Grotten. Dank dem mexikanischen Wellnessprogramm zieht sogar Simons Männergrippe von dannen..

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2 Antworten

  1. Guete morge, dir zwöi wieder e schöne Bricht wo Du Line gschribe hesch, bi chli nidisch wenn ig liese das Dir 34 Grad warm Wasser heit zum plansche.. Bi üs isch richtig Winter worde im momänt hei mir i dr Nacht minus Tämparature u düre Tag knapp drüber das heisst Brrrrrrrrrrrrr chaut.De wünsch mir öich e gueti Zyt u bis zum nächschte mal. Lg u e Muntsch Esther u Pa

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