San Francisco

Oh, du schönes San Francisco. Wie du doch so lange auf uns hast warten müssen..
Wir sitzen im Flughafen von Honolulu, essen Salzstängeli und trinken Wasser. Ein vorzüglicher Mitternachtssnack, mögen Optimisten denken. Die letzte warme Mahlzeit haben wir vor über 11 Stunden zu uns genommen. Nervenschonender Kaffee oder Tee? Obwohl bitter nötig, nicht vorhanden. Das einzig Wärmende ist eine Fleecedecke einer Fluggesellschaft deren Namen ich nicht nennen möchte. Die Uhr zeigt 4.30h. Geschlafen haben wir kaum. Wie denn auch: Das Gate gleicht einer Tiefkühltruhe, die Nerven liegen blank. Überhaupt sollte unsere Weiterreise nie via Honolulu erfolgen. Bloss wie ist es dazu gekommen?

Maui, am Vortag um 14.15 Uhr: Unser Flugzeug nach San Francisco steht bereit. Die ersten Familien beginnen mit dem Boarding, welches kurze Zeit später plötzlich unterbrochen wird. „Solange der Pilot noch an seinem Platz sitzt, kann es kein gravierendes Problem sein“, meint Simon lachend. Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, dass uns das Lachen schneller vergehen wird, als uns lieb ist. Der Pilot steigt aus der Maschine und mit ihm die zuvor eingestiegenen Familien. Den Grund für dieses Chaos erfahren wir nie wirklich. Man bemühe sich um eine Lösung mit voraussichtlichem Abflug um 20.00 Uhr (Verspätung 5h 35). He ja, Sicherheit hat schliesslich oberste Priorität. Um 22.00 Uhr sitzen wir im Flugzeug und warten am Gate. Rien ne va plus. Dieses Spielchen kennen wir ja bereits. Warten ist völlig ok. Entschleunigend. Aber, so lahmarschig sind wir im gesamten vergangenen Jahr nie von A nach B gekommen. Aufgrund der Arbeitszeitüberschreitung bei der Crew wird ein Zwischenhalt in Honolulu eingelegt. Diese Information wird uns selbstverständlich erst mitgeteilt, als wir schon im Flugzeug sitzen. Wie wir bereits ahnen, ist jedoch in Honolulu von einer neuen Crew weit und breit nichts in Sicht. Zugegeben, es mag nicht die einfachste Aufgabe sein an einem Freitagabend vier Piloten und acht Flugbegleiter aufzutreiben. So sitzen wir im Flughafen von Honolulu am Gate 30, essen Salzstängeli und trinken Wasser. Ein weiterer Startversuch wird uns für 7.30 Uhr vorausgesagt. Wann genau wir den hawaiianischen Boden unter uns lassen, wissen wir nicht mehr.

Oh du schönes San Francisco, endlich sind wir da! Mit über 17 Stunden Verspätung erreichen wir das Festland der USA doch noch. Das Wetter hat sich wohl auf unsere Stimmung eingestellt. Kalt, trist, regnerisch und wahnsinnig ungemütlich. Wir deponieren unser Gepäck im Hotel und gehen endlich etwas warmes Essen, ehe wir in einen komatösen Tiefschlaf fallen.
Der nächste Tag verspricht spassig zu werden. Da uns dank des verlängerten Hawaii-Aufenthaltes einen Tag in San Francisco fehlt, schrecken wir auch vor Regenwetter nicht zurück. Wir mieten uns ein Tandem und fahren durch die Strassen der Grossstadt. Unser Ziel: die Golden Gate Bridge. Das absolute Wahrzeichen der Stadt gehört seit 1995 zu den modernen Weltwundern. Davon ist bei unserem ersten Besuch jedoch reichlich wenig zu sehen. Hinter der dicken Nebelwand können wir die Umrisse der roten Brücke nicht einmal erahnen. Erst als wir direkt darunter stehen, lichtet sich der Nebel. Etwas. Nach einigen Fotostopps machen wir uns, nass bis auf die Unterhose, auf den Weg zurück zum Hotel.

Während mein Smartphone ein Bad im Reis geniesst, starten wir am nächsten Tag einen neuen Versuch. Mit Tandem und bei strahlendem Sonnenschein. Die Golden Gate Bridge zeigt sich in ihrer vollen Pracht. Nun ist weniger das Wetter eine Herausforderung. Vielmehr sind es die vielen Touristen, welche mit dem Fahrrad die Brücke befahren wollen. Bei einer Veloprüfung wäre die Mehrheit mit Sicherheit glatt durchgefallen. Simon manöveriert uns jedoch wie ein Profi durch Fussgänger und möchtegern Fahrradfahrer. Wir begegnen der Golden Gate Bridge Security die hier für Ruhe und Ordnung sorgt. Kurze Zeit später sehen wir eine Rauchsäule aus dem Meer empor steigen. Während die Touristen freudestrahlend in ihre Kameras grinsen, hat dort unten jemand nichts mehr zu lachen. Offenbar übt kein anderer Ort in den USA eine so grosse Faszination auf Selbstmörder aus wie die Golden Gate Bridge in San Francisco.
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend verlassen wir das Wahrzeichen in Richtung Fisherman’s Wharf. Beim Pier 39 beobachten wir die Seelöwen, die sich vor Jahren an bester Lage angesiedelt haben. Als krönender Abschluss dieses viel zu kurzen Städtetrips darf eine Fahrt mit den berühmten Cable Cars nicht fehlen.

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3 Antworten

  1. Hoi zäme, schöne Bricht u schöni Fotos,hoffe das öich guet geit trotz dr Flugverzögerig.Bi üs geits e so es wird o langsam chalt u dr Herbscht het üs voll im Griff. Mit wünsche öich no e gueti Zyt u viel Fröid u mega schöni Erläbnis. Lg Esther u Pa

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