Savai’i

Beautiful Savaaaaaiiii’i ertönt es aus den Lautsprechern. Es ist eine Tatsache. Denn Savai’i ist eine wunderschöne Insel, ursprünglicher und grösser als Upolu. Eine Insel auf der sich Pferde, Hühner, Schweine, Hunde und Menschen die Strasse teilen. Hier werden wir eine Woche in einem typisch, samoanischen Häuschen am Meer verbringen. Die Fales, wie diese Häuser in Samoa genannt werden, sind gegen alle Seiten offen. Gewobene Palmwedel schützen vor neugierigen Blicken oder starken Winden. Der Empfang der Gastfamilie im Regina Beach Fales ist denn auch um einiges herzlicher, als jener des Wetters. Bereits am ersten Abend donnert ein heftiges Gewitter über unsere Köpfe herein. Und es soll nicht das Letzte gewesen sein. Die Frage, ob die kleinen Hütten dem starken Regen und dem Wind stand halten können, ist mehr als berechtigt.
In den kommenden Tagen hält der Wetterbericht aber, was er verspricht. Zusammen mit Marlen und Christian, einem deutschen Paar mit welchem wir die gesamte Unterkunft teilen, geniessen wir den Tag am Strand. Schnell stellt sich heraus, dass wir das Heu auf der gleichen Bühne haben und so verbringen wir die kommende Woche mehr oder weniger gemeinsam.

Bei einer kleinen Wanderung zum Beispiel. Das Ziel wäre eigentlich der Krater des Mount Matavanu. Beim weltberühmten Craterman, von dem wir eben erst erfahren haben, ist jedoch Schluss. Etwa 2.5 Kilometer vor dem Krater hält uns der viel zu hohe Eintrittspreis von unserer Mission ab. Glücklicherweise sind wir uns aber sofort einig. Hier ist Endstation. Nach einer kurzen Verschnaufpause gehts wieder den Berg runter. Die Sonne brennt uns auf den Kopf. Eine kurzzeitige Abkühlung bringen uns die bunten Eiskübelchen. In den Geschmacksrichtungen Banane, Orange, Limette und undefinierbar lecker..

Die dunklen Haare zu einem Zopf geflochten, eine Hibiskusblüte im Haar. Auffallend viele tragen schneeweisse Kleidung. Ein Hund marschiert wie selbstverständlich zwischen den Bänken hindurch, draussen hören wir die Hühner gackern. Gerade rechtzeitig nehmen wir Platz. Die Frau direkt vor mir drückt noch kurz auf ihrem Tablet rum, bevor sie es unauffällig im Buch auf ihrem Schoss versteckt. Etwas erstaunt schauen Simon und ich uns an. Offenbar ist der Fortschritt nicht aufzuhalten. Auch nicht hier, auch nicht an einem Sonntag. Nicht in einer Kirche. Tatsächlich befinden wir uns gerade inmitten eines Gottesdienstes. Der Pfarrer erzählt in seinem grün-weissen Gewand munter Geschichten in einer Sprache die wir nicht verstehen. Uns spielt das keine Rolle, denn so haben wir Zeit, die Menschen zu beobachten. Alle sind sie hübsch zurecht gemacht. Kinder genauso wie deren Eltern. Wir versuchen so unauffällig zu sein wie möglich. Stehen die Menschen von ihren Bänken auf, tun wirs ihnen gleich. Setzen sie sich wieder, setzen wir uns auch. Singen sie, schweigen wir. Und hören einfach nur fasziniert zu. Nach dem Gottesdienst fällt uns eine weitere Frau auf. Lächelnd steht sie mit der Bibel auf kopfhöhe in einer Ecke der Kirche. Sie amüsiert sich nicht über den Inhalt der heiligen Schrift, sie schiesst lediglich einige Selfies mit ihrem getarnten Smartphone.

Und die Zeit, sie rennt als wäre sie auf der Flucht. Ein Krabbenrennen, eine Fahrt mit der Polizei und eine samoanische Party mit schweizer Mundartmusik später, kommt der Zeitpunkt des Abschieds. Und dieser fällt schwer.

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