Der wunderbare Kakadu Nationalpark ist unser erstes Ziel. Mit einer Fläche von knapp 20’000 km2 ist er der grösste Nationalpark Australiens und mal eben halb so gross wie die Schweiz. Von der UNESCO wurde der Park zum Weltnatur- und Kulturerbe erklärt. Verständlich, denn hier wird einem die Natur förmlich um die Ohren und Augen gehauen. Riesengrosse Termitenhügel und Gesteinsformationen die uns staunen lassen, Vögel aller Art und natürlich (lebende) Kängurus kriegen wir zu Gesicht. Auf verschiedenen Wanderwegen entdecken wir beeindruckende Malereien, welche vor langer Zeit von den Ureinwohnern Australiens an die Felsen gepinselt wurden. Jagdszenen werden dargestellt, ebenso wie religiöse Rituale. Ein Weg führt uns auf einen Aussichtspunkt hoch über der sumpfigen Landschaft. Dort geniessen wir den Sonnenuntergang. Dank der vielen Fliegen und den ebenso zahlreichen Touristen wird der Romantik die gesamte Show gestohlen. Schön ist es aber allemal. Wärme in den Alltag bringt nicht nur die Sonne, auch die Aborigines heizen ziemlich ein. Auf grossen Flächen brennen diese nämlich sämtliche Pflanzen und Büsche in Bodennähe nieder. Nicht aus lauter Zerstörungswut, denn für die Ureinwohner bedeutet Feuer nicht zwingend etwas Schlechtes. Was uns zu Beginn etwas fragwürdig erscheint, leuchtet ein. Da die Samenkapseln einiger Pflanzen erst bei sehr hohen Temperaturen aufplatzen, brauchen diese das Feuer um sich fortpflanzen zu können. Ausserdem werden so Tiere aus ihren Verstecken gelotst, dies wiederum bedeutet leichte Beute. Es verwundert daher nicht, dass man häufig Adler in Feuernähe kreisen sieht.
Nach weiteren Wanderungen im Katherine Gorge Nationalparkt, zieht es uns schliesslich weiter nach Westen. Bei der Überfahrt vom Northern Territory nach Western Australia verzichten wir gänzlich auf Obst und Gemüse in unserem Haushalt. Manch einer möge denken, jetzt haben die beiden eine Ernährungsumstellung sondergleichen hinter sich. Viel mehr ist aber eine Quarantänestation dafür verantwortlich. Uns ist es nämlich nicht erlaubt frisches Gemüse, frische Früchte, Nüsse oder gar Pflanzen nach Western Australia zu bringen. Nicht nur mögliche Fruchtfliegen sind der Grund für dieses Verbot. Die westlichen Australier mögen es einfach nicht, wenn ihnen fremde Pflanzen untergejubelt werden. Also halten wir uns brav an das Gesetz, verschenken am Vorabend unseren übrig gebliebenen Kopfsalat und passieren die Quarantänestation ohne weitere Vorkomnisse.
In Broome geniessen wir einige Tage Sonnenschein. Wir besuchen den für seinen weissen Sand bekannten Cable Beach und lassen uns, wie so viele, die Sonne auf den Bauch scheinen. Der Name des 22 Kilometer langen Strandes geht auf das Telegrafenkabel zurück, welches 1889 zwischen Broome und Java (Indonesien) verlegt wurde. Am Abend gerät das türkisfarbene Meer aber in den Hintergrund. Unsere Aufmerksamkeit haben die drei Kamelkarawanen, die wohl berühmteste Touristenattraktion in Broome. Die Wüstenschiffe schippern mit der fragilen Fracht dem Sonnenuntergang entgegen.
Die 600 Kilometer zwischen Broome und Port Hedland gelten als die langweiligsten in ganz Australien. Wir gestalten uns die Strecke auf eigene Weise äusserst spannend. Es sind keine Spiele à la „ich seh was, was du nicht siehst“ nötig, denn die Spannung steigt auch so. Mit jedem gefahrenen Meter etwas mehr. Ungefähr 90 Kilometer vor der nächsten Tankstelle leuchtet die Warnanzeige des Tanks auf. Unser Karren ist durstig! Bei diesem Gegenwind kann ich ihm das nicht mal übel nehmen. Der vorgesehene Übernachtungsplatz wird mangels Moscht und Nerven kurzerhand verlegt. Wir sind uns einig, beide wären wir viel zu chribbelig. Um einen erholsamen Schlaf zu kriegen, brauchen wir Treibstoff. Also los, weiter gehts. Um nicht zu viel des knappen Benzins zu verbrauchen, fährt Simon ohne Klimaanlage und konstant mit 80 Km/h. So werden wir von einem Roadtrain beinahe bis nach Port Hedland gestossen. Ich lenke mich etwas mit schreiben ab, eigentlich bin ich aber ganz optimistisch. Dies gilt aber nicht für Simu. „Ich warte auf den Moment, bei dem das Gasgeben nichts mehr nützt“, oder „ich war auch schon mal etwas entspannter beim Autofahren“, sind nur zwei seiner Bemerkungen. Das orange Tankwarnlicht grinst ihm währenddessen frech ins Gesicht. Mit der Absicht ihm etwas die Nervosität zu nehmen, gebe ich in regelmässigen Abständen die zu bewältigende Strecke an. Uns fällt ein Stein vom Herzen, als wir schliesslich die Tankstelle in Port Hedland erreichen. Knapp war es aber allemal, ungefähr 8 Kilometer hätten wir mit dem Resttank noch fahren können.
Weiter südlich lernen wir einen erfahrenen Fischer kennen, der unser Interesse am Sport nicht übersieht. Die ganze Zeit schon fragen wir uns, was genau die orangenen, mit Helium gefüllten Ballone bezwecken sollen, die an den Ködern befestigt sind. Mit Hilfe der Wellen wird so ein springender Fisch nachgeahmt California region phone , welcher die grossen Fische zur Jagd animiert, erklärt er uns. Manchmal etwas zu grosse. Gerade eben hätten sie einen Hai verloren, meint der ältere Mann nebenbei und zeigt uns das Drahtseil. Der ausgerissene Hacken hat wohl einem Jäger ein Piercing beschert. Stolz zeigt uns der Fischer einige Bilder seiner Ausbeute. Darunter befinden sich tatsächlich Fotos von Haien in den Armen des Sportlers. Nicht kleine Riffhaie liegen da..Nein, der für den Menschen „gefährlichste“ Hai. Hat der doch tatsächlich einen Tigerhai geangelt. Unglaublich! Beim Anblick dieser Bilder kommen wir ins Staunen. Zum Thema Haie meint der Fischer nur trocken: „Sharks: We don’t want, but we don’t mind“.
Die Termitenhügel welche in Richtung Süden mehr und mehr zu Termitenhaufen werden, bezeichnet Simon als Dinosaurierexkremente. Ich weiss nicht genau ob es an der langweiligen Strecke liegt, er ist von dieser Überzeugung einfach nicht mehr abzubringen. Auch auf die Frage, weshalb so viele Haufen hier sind aber weit und breit kein Dino, weiss er selbstverständlich eine Antwort. Die Tiere sind natürlich nachtaktiv..ich Dummerchen!