Kuala Lumpur

Als würden wir kurzum eine Expedition in die Antarktis starten, sitzen wir eingewickelt in Daunenjacke und Schlafsack im Zug nach Kuala Lumpur. Die Klimaanlage läuft zur Hochform auf, zum Missfallen unserer Körpertemperatur. Um diese einigermassen bei Laune zu halten ist eine Isolation unumgänglich. Der Nasenspitz bleibt jedoch während der gesamten Zugfahrt eiszapfenkalt. Glücklicherweise leiden wir nicht unter Schnupfen, der berühmte Nasenspitztropfen wäre mittlerweile eingefroren. Mit Sicherheit. Das Gefühl, beim Aussteigen aus dem Flugzeug von der Hitze erschlagen zu werden, kennen sicher einige. Nachdem wir im Zug für 5 Stunden schockgefroren wurden, ergeht es uns bei der Ankunft in Kuala Lumpur ganz genauso. Die Schweisstropfen suchen sich ihren Weg entlang der Schläfen in Richtung Hals, am Rücken entsteht ein kleiner Bach.

Unser Hotel befindet sich inmitten der Chinatown. Wir kämpfen uns durch Essensstände und gefälschte Markenartikel. Uhren, Schuhe, Taschen, Parfüm, alles wird uns schmackhaft gemacht. Wir werden aber höchstens bei den echten, heissen Marroni schwach. Als wir unsere Bleibe für die nächsten Tage beziehen fällt uns erneut auf, dass Malaysier offenbar auf Urinalsteine im Hotelzimmer stehen. Diese werden zweckentfremdet und als Duftsteine unterm Bett versteckt. So kann sich der lieblich, wohltuende Duft in der Nase festsetzen und im ganzen Raum verbreiten. Eine Aromatherapie ganz nach unserem Geschmack. Sch*****, nein! Wir vernichten die ungefähr 10 Stück dort wo sie hingehören, in der Toilette.

Einen grossen Teil der Stadt erkunden wir zu Fuss. Benötigt unser Energiehaushalt jedoch mal wieder eine Pause, setzen wir uns in einen der klimatisierten „GO KL“-Busse. Die lila Busse fahren auf vier unterschiedlichen Linien Sehenswürdigkeiten und Shoppingmalls an und transportieren Touristen ebenso wie Einheimische. Kostenlos, und mit sagenhaft guter Musik wie beispielsweise „I’m a Scatman„. Aus einer geplanten Sightseeing-Busfahrt wird am Abend ein Spaziergang über den Strassen Kuala Lumpurs. Ein klimatisierter Wanderweg führt uns zu den weltberühmten Petronas Tower. Wir durchqueren den wunderschönen Park und kommen erst bei einem Springbrunnen zur Ruhe. Wie Kinder sitzen wir am Rande des Brunnens, lauschen der Musik und schauen dem farbenfrohen Tanz der Fontänen zu. Die 26 Düselchen auf dem Bundesplatz können diesem Feuerwerk das Wasser bei weitem nicht reichen. Ab und zu verrenken wir uns den Hals um erneut über die beleuchteten Türme zu staunen. Ein Bürokomplex mit 88 Stockwerken und einer Gesamthöhe von 452 Metern lässt uns die Zeit vergessen. Wer hätte das gedacht..

„Affengeil“ so würde ich die Batu Caves in einem Wort beschreiben. Einerseits sind die Kalksteinhöhlen in denen sich mehrere Hindu-Tempel befinden wahnsinnig beeindruckend, andererseits sorgen die vielen Affen für mächtige Showeinlagen. 272 Stufen führen zur Tempelhöhle, auf dem Weg dorthin passiert allerhand. Als wolle sie sagen: „Du kannst alles haben, aber komm mir bloss nicht zu nahe!“, wirft eine mittelalterliche Dame kreischend ihre drei Taschen vor die Füsse eines mittelagressiven Äffchens. Dieses verliert sofort das Interesse daran, macht sich dennoch nicht aus dem Staub. Der Frau ist die Angst ins Gesicht geschrieben, gerne möchte sie ihr Hab und Gut wieder, hat den Mut jedoch nicht sich die Taschen zu angeln. Zeit für den Retter in der Not. Mutig und klatschend schreite ich die Treppe hinunter und verjage so den Affen, die Aufgebrachte hat nun ihre Habseligkeiten wieder und wir alle einen Tinnitus.

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