Tet in Ben Tre

Da sitzen sie. Die einen am Handy, andere rauchen. Die Frauen trinken einen typisch, vietnamesischen Eiskaffee. Dazwischen Kinder. Teils schlafend, teils winkend. Die Kisten mit Bier und anderen Getränken griffbereit zwischen den Beinen oder hinter den Rücken. Zwischendurch blickt ein Huhn unter einem Arm hindurch. Was klingt wie auf einer Familienfeier ist hier Alltag. Auf der Strasse. Auf dem Roller…
Während wir in Richtung Ben Tre fahren, können wir gar nicht alle Szenen erfassen, die sich neben unserem Bus abspielen. Das Verkehrsaufkommen der Roller hat deutlich zugenommen, da alle über diese Tage zu ihren Familien zurückkehren. Eines sticht bei dem Schauspiel besonders ins Auge. Die vietnamesische Bevölkerung hat sich herausgeputzt. Die Lackschuhe glänzen, die Kleider glitzern, die Frisur wird geprüft. Passt sie nicht, wird sie passend gemacht. Hochsaison für Friseure. Häufig schleppen die Familien Geschenkkörbe umher, hübsch eingepackt und voller Leckereien. Hochsaison haben auch die Blumenhändler. Denn auch Pflanzen werden in diesen Tagen zu tausenden verkauft, transportiert und verschenkt. Vorwiegend kleine Bäumchen mit vielen gelben Blüten. Die Anzahl der Blüten und die Grösse der Knospen muss jedoch genau stimmen, denn diese entscheidet über Glück oder Unglück. Es ist Tet, das wichtigste Fest des Jahres für fast ganz Asien. Wir kennen es als das Chinesische Neujahr. In den grossen Städten sind Geschäfte und Restaurants eine ganze Woche geschlossen, Übernachtungsplätze seien rar. Gedanken über fehlende Verpflegungsmöglichkeiten muss man sich trotzdem nicht machen. Nicht immer stimmts, was im Reiseführer steht…

Während wir uns auf die faule Haut legen und lesen, klärt sich das mysteriöse Rätsel der Umschläge.
In Nha Trang und Dalat erhielten wir im Supermarkt an der Kasse ein kleines Päckchen. Darin befanden sich für uns unnütze, rote Umschlge. Es ist für „Lucky Money“, saubere Geldscheine, gedacht. Neue, makellose, ungeknickte Scheine direkt von der Bank und nicht etwa vom Automaten. Verpackt in den roten Umschlägen, sind sie eines der wichtigsten Geschenke zum Neujahrsfest für Kinder. Die rote Farbe ist wie in ganz Asien die Farbe des Glücks.

Wir erkunden das quirlige Städtchen einmal mehr mit dem Roller. Touristen sehen wir ausserhalb des Hotels praktisch keine. Wir werden überall angelächelt und begrüsst. In einem kleinen Restaurant sind wir wohl die Attraktion des Tages und als wir Fotos aus der Schweiz zeigen, ist es um die anderen Gäste geschehen. Die Kommunikation abseits der Touristenpfade gestaltet sich als eher schwierig. Mit Händen und Füssen versuchen wir den Weg zu einer Bonsaizucht zu erfragen. Trotz Wegbeschreibung finden wir unser Ziel nicht. Stattdessen prüfen wir die Gefährte einmal mehr auf ihre Offroadtauglichkeit und durchkreuzen eine wunderschöne Gegend voller Fruchtplantagen. Dazwischen wachsen überall Kokosnusspalmen. Kein Wunder gilt die Region als Königreich der Kokosnüsse.
Dies bemerken wir auch, als wir mit einem kleinen Böötli zu viert durch enge Kanäle manöveriert werden. Palmen überall. Unter uns einer der vielen Ableger des Mekongs. Zwischenzeitlich wird es so eng, dass der Motor durch Muskelkraft ersetzt wird. Doch wir rudern nicht, wir hangeln uns von Palme zu Palme und ziehen die Nussschale vorwärts. Auf der Fahrt statten wir einer Kokos-Bonbon-Fabrik einen Besuch ab. Wir lassen es uns nicht nehmen, ganz frische Täfeli zu probieren. Schliesslich brauchen wir noch ein Apero für unser zweites Neujahr im 2016. Gerhard und unser Guide stossen unterdessen mit frischem Schlangenschnaps an. Dann Prost.

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